Dem Pazifik entgegen

Dass Solvang ein zauberhaftes Städtchen ist, habe ich in meinem letzten Bericht schon geschrieben. War es am Tag, als wir ankamen, sehr heiss, so wurde es gegen Abend kühler – wahrscheinlich, weil fast alle Touristen den Ort wieder verlassen hatten. Nein, aber am Abend war es wie ausgestorben, so fand man auch gut Platz zum essen. Draussen sitzen konnte man noch, aber nicht mehr ohne Jacke. Der andere Morgen dann – oojeeehh…. Der Nebel, vom Pazifik herkommend, hing in den Bergen und es war wirklich sehr kalt. Wir mussten von unserer Unterkunft ein Stück weit gehen, da das Motel mit einer Bäckerei eine Vereinbarung bezüglich Frühstück hatte. Und was gab es da? Nur Süsses und wir mögen doch eigentlich nichts Süsses, vorallem nicht am morgen. Aber es war die einzige Wahl, sodass Théo einen – natürlich dänischen – Plunder auswählte und ich einen Berliner mit Vanillefüllung. Allerdings waren die Stücke so gross, dass es bei uns drei Berliner gegeben hätte. Wir hatten danach einen richtigen Zuckerschock und schworen uns, bis am Abend nichts mehr zu essen. Das konnten wir uns leicht vornehmen, denn es sollte ja eine lockere Tour nach Santa Barbara werden, lumpige gute 60 km und auf der Karte topfeben. Aber leider nur auf der Karte. Wir starteten also bei Nebel, kaum 20 m weit war die Sicht und entsprechend unwohl war es uns. Wir hatten ja keine Lampen, nur unsere orangen Warnwesten. Auf dem 246er war viel Verkehr, alle mussten nach dem Wochenende wieder zur Arbeit. Und der 154er kam und kam nicht…… wir zweifelten schon, ob wir wohl in die richtige Richtung fuhren, zumal man wegen des Nebels ja nichts sah. Aber irgendwann kam dann doch endlich die Signalisationstafel…. Uuufffff…. Wir fuhren also durchs Santa Ynez Tal, von flach keine Rede. Welle an Welle und Verkehr ohne Ende sowie ein schlechter Seitenstreifen hielten uns auf Trab. Wir waren ja auf einer Scenic Route, da sollte man denken, dass die Leute die Gegend auch ein bisschen anschauen – weit gefehlt. Da wurde geblocht, dass es einem manchmal angst und bange wurde. Schliesslich aber tauchte zu unserer Linken doch endlich der Lake Cachuma auf. Ein eigentlich riesengrosser See, der aber leider am einen Ende langsam verlandet. Diesen Cachuma Lake liessen wir hinter uns und da kam die Tafel Los Padres National Forest. Als wir das lasen, ahnten wir noch nicht, wie uns die Padres noch übel mitspielen würden. Es ging nun aufwärts, dann etwas später wieder abwärts und……… da sahen wir weit oben in den Bergen eine stark befahrene Strasse! Das war er nun – der Hammer. Aber es half alles nichts, wir mussten über diesen Hügelzug und auch diesen Pass noch machen. Danke Los Padres! Zu allem Übel war nicht nur viel Verkehr, auch zwei Baustellen waren noch eingerichtet und Ihr könnt Euch selber vorstellen, wie man sich fühlt, wenn man vom von Théo so heissgeliebten Flagman aufgehalten wird und danach vor einer unendlich langen Autokolonne den Berg rauffahren sollte. Ich darf gar nicht daran denken, wie die geflucht haben. Genau wie der Autofahrer, der uns in der endlosen Weite einige Tage vorher den Vogel gezeigt hat. Naja, man sieht dort halt wirklich keine Radfahrer. Wir kämpften uns also den Berg hoch, leider zeigen die Fotos die Steilheit der Strasse nicht, im Gegenteil, man hat das Gefühl, es wäre flach. Dabei war dieser Pass zwischen 6 und 10 % steil und 7 km lang! Nach einigen Luftholstops waren wir dann aber auch endlich oben. Leider werden hier die Pässe oben nicht angeschrieben. Gemein war, dass, als wir das Gefühl hatten, wir hätten es geschafft, ein Kreuz auf der linken Seite auf einem Felsen stand. Bei uns stehen die Gipfelkreuze doch oben – denkste, dieses nicht. Es ging nochmals um eine Kurve und nochmals und nur die Tafel für die Lastwagen „Break Area“ liess darauf schliessen, dass es nun endlich, endlich wieder abwärts gehen sollte. Und es ging. Und wie! Zwar heisst es immer mal wieder „share the road with bicycle“, aber warum die dann nicht mal eine anständige Pannenspur machen können, bleibt ein Geheimnis. Es ging also volle Pulle Richtung Santa Barbara. Auf zwei Fotos sieht man deutlich am anderen Hang drüben die Strasse, die vom Pass runterführt. Wir kamen dann jedenfalls gut in Santa Barbara an und freuten uns, endlich hier zu sein. Dies war die letzte heftige Tour auf unserer Reise, ausser Théo überrascht mich nochmals mit einem Pass irgendwo hinter San Diego. Man könnte ja über Temecula fahren, da hats auch noch einige Berge. Nein danke, da waren wir im 2016 und hatten neben den Pässen auch noch ein Erdbeben zu überstehen. Es reicht jetzt. In Santa Barbara waren wir gespannt, was für eine Unterkunft uns erwarten würde. Wir wollten vorne an der Beach sein, aber sämtliche Hotels und Motels verlangten einen Horrorpreis – unter 250 bis 300 USD pro Nacht ging nichts. Ausser einer Villa – Villa Rosa – die zwar nicht so gute Kritiken von Trip Advisor hatte, aber uns für diesen Preis zwei Nächte offerierten. Sollte es allzu schlimm sein, wären wir im Nullkommanichts weg, das hatten wir beschlossen. Aber wir wurden wirklich sehr angenehm überrascht. Die Villa Rosa ist ein Haus, ganz, ganz herzig eingerichtet, mit vielen kleinen Dekorationen überall und unser Zimmer ist gross, hat einen tollen Balkon und alles ist wirklich sehr sauber. Ich bin da sehr heikel, hatte aber überhaupt nichts zu beanstanden. Und sie liegt vorallem nur ein paar Meter vom Strand weg. Was wollen wir noch mehr? Bis zur Harbor haben wir nur ein paar Minuten zu gehen und das machten wir dann auch sofort, nachdem wir das Zimmer bezogen hatten. Es hat dort auf dem Steg viele feine Restaurants, an den Pfosten, die die Brücke tragen, hängen tausende von Muscheln und ab und zu ein Seestern, die Möven fliegen rum und warten auf Brocken und auf einem Dach sitzen Pelikane und putzen sich. Ein herrliches Bild, auch wenn man ins Städtchen rein schaut. Es ist fast wie im Tessin – Berge, Palmen und ab zwölf Uhr volle Sonne, knallblauer Himmel und ein ebenso blauer Pazifik. Das ist für uns nun wie Ferien und wir geniessen unseren Ruhetag in vollen Zügen. Heute war eh einiges zu tun, Théo musste endlich mal die Velos putzen, gewaschen sollte auch werden und noch einige Details mit der Airline Edelweiss geklärt werden. Ich gönnte mir am morgen einen herrlichen Spaziergang im Sand dem Meer entlang. Nun hoffe ich noch auf Seehunde und See-Elefanten. Es gibt hier an der Westküste einige Stellen, wo die sich aufhalten, aber das ist weiter oben und da sind wir dieses Mal nicht vorbeigekommen. Wir werden sehen.

 

Wir wurden übrigens gefragt, ob es irgendwo noch Waldbrände hat. Es hat – in Kalifornien sind im Moment deren elf aktiv. Einer ist sehr aktiv in Santa Clarita und wenn wir weiter im Hinterland gefahren wären, hätten wir wieder ein Problem gehabt. Aber wir wollen jetzt ja noch etwas den Pazifik geniessen, darum ist das kein Thema für uns. Berge, Bären und andere Viecher hatten wir genug, Wüste auch und trockene Gebiete, jetzt ist Meerluft angesagt. Wir fahren morgen los in Richtung Los Angeles, aber es gibt da an der Küste noch einige Orte, die wir uns anschauen wollen, darum können wir es locker angehen lassen. Dies wird mein zweitletzter Bericht sein, der letzte folgt dann in San Diego.

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