Erlebnisse der letzten Etappen

Walla Walla – die Stadt mit den vier W….

 

Und was das bedeutet, habe ich in meinem letzten Bericht erzählt. Nun, eines der vier W ist uns auch bis heute treu geblieben – der Wind. Unglaublich, was das ausmacht, wenn man gegen den Wind ankämpfen muss. Aber naja, was will man machen – „Gring ache u düre“ würde Anita Weyermann jetzt sagen. Also, wir sind am frühen Morgen losgefahren, es war schon recht warm, darum brauchten wir weder Gilet noch Jacke. Und wie Ihr den Bildern entnehmen könnt, war die Landschaft einesteils interessant, aber mit der Zeit wird es öde, immer das gleiche Bild. Und vorallem sieht man 50 km weit und weiss, dorthin musst Du noch fahren und wenn Du dort bist, siehst die nächsten 50 Kilometer… Es gab etwas Abwechslung durch die Rebberge, die überall, wo es nur ein bisschen ging, angelegt wurden. Das Grün ist so richtig herausgestochen. Und warum es so viele Windräder hat, ist uns nun auch klargeworden. Einmal kam ein richtiges Highlight – am Hang gegenüber der Autobahn sahen wir ein Weingut – traumhaft gelegen, rote Schirme draussen – Mann, das wäre ein Besuch wert gewesen. Aber mit dem Velo ist so etwas einfach nicht machbar, da würden wir viel zu viel Zeit verlieren. Mit dem Auto hätten wir bestimmt einen Abstecher gemacht. Einen Lichtblick gab es auch, als wir an den Columbia River kamen, den wir schon in Castelgar überquert hatten und den wir seit zehn Jahren kennen, damals im 2008, als wir auf der Route runter Richtung San Diego in Astoria über die elend lange, enge Brücke fahren mussten und den CR dort überquerten. Wir waren erstaunt, denn auf dem Columbia River wird sogar gesegelt. Auch einen Frachter haben wir gesehen, der Richtung Wallalula Junction aufwärts fuhr. Alle die Fotos, die Wasser zeigen, zeigen den Columbia River, es ist also kein See, wie man von der Grösse her vermuten könnte. Und auch nicht der Grand Canyon, sondern die Hügel auf der anderen Seite vom Fluss. Am Columbia River führen auf beiden Seiten Zugstrecken durch und da Théo die Züge so liebt und die ihm meistens hupen und uns winken, habe ich auch diese fotografieren müssen. Auf einigen Bildern seht ihr auch, wie der Zug auf der anderen Seite des Flusses fährt. Und eben, dort drüben hat es immer wieder Flecken, wo Trauben wachsen. Was uns auf der Strecke von Walla Walla her noch aufgefallen ist: die Lastwagen transportieren grosse „sweet onions“, also süsse Zwiebeln wie bei uns die Zuckerrüben transportiert werden. Das spezielle Anbaugebiet ist in Walla Walla und diese Zwiebeln müssen sehr beliebt und bekannt sein. Natürlich fallen da auch welche runter, hätte ich alle aufgesammelt, würde ich bis nächstes Jahr keine Zwiebeln mehr kaufen müssen! Die Zwiebeln wurden dann vom Süssmais abgelöst, auch hier wieder jede Menge auf der Strasse…

 

Ein Bild zeigt Euch auch die „Twin Sisters“, wunderschön anzuschauen und noch in Washington gelegen. Endlich trafen wir dann in Oregon ein. Ich habe die Gegenseite auch noch fotografiert, da wir das Schild beim Eintritt in Washington nicht gesehen oder verpasst haben. Eines gibt’s noch zu sagen – wir fahren an etlichen Tagen um die 80 bis 100 Kilometer ohne dass wir ein Restaurant oder eine Tankstelle oder sonst eine Möglichkeit zur Verpflegung finden. Dass wir das mit dem Wasser mitnehmen inzwischen im Griff haben, ist gut, dass ich aber auch immer etwas für den Notfall im Rucksack habe, ist noch besser. Mein Schatz kriegt dann immer entweder Nüsse, Trockenfrüchte oder einen Sesamriegel, anstelle eines Mittagessens gibt’s dann halt nur Banane. Darum und um Euch zu zeigen, wie es eigentlich eintönig ist, so viele Kilometer in der gleichen Landschaft abzustrampeln, habe ich die Strecken immer wieder fotografiert. Allerdings, für uns ist und bleibt es trotz allem ein Erlebnis, das wir nicht missen möchten. Aber auch kein weiteres Mal mehr mit dem Velo fahren werden J. Heute nun starteten wir wieder recht früh, denn wenigstens bis halb neun hält sich der Wind in Grenzen. Wir fuhren also Richtung Arlington (Oregon) und beschlossen, dass wir uns kurzfristig absprechen, ob wir die nächsten 50 km an die Biggs Junction noch durch den Wind quälen oder nicht. Da dieser aber wie immer zunahm, beschlossen wir, in Arlington zu übernachten. Wir fuhren also auf dem Interstate 84 (zu unserem Glück dürfen Radler hier drauf, auch wenn es sehr viel Verkehr hat und geblocht wird, was das Zeugs hält). Rechts auf dem Columbia River kam wieder die Tidewater, die gestern aufwärts fuhr, in einem deutlich geschwinderen Tempo flussabwärts. Fast, aber nur fast, hätte sie uns überholt und auch nur, weil ich immer wieder Fotos machen musste von der Landschaft und vom Fluss. Irgendwann kamen dann die ersten, üblichen Reklamen für Arlington. Nur – wo war denn dieses verflixte Dorf? Weit und breit keines in Sicht, der Fluss machte eine Biegung, die Interstate sahen wir am anderen Hügel, aber kein Arlington in Sicht. Mir schwante schon Böses – doch noch 50 km weiter? Bei Ausgang 137 aber ging es runter und siehe da – das Dorf lag vor uns. Nur, wenn man von Osten kommt, sieht man es echt nicht, ausser eben, man fährt gezielt rein. Schön war, es hat zwei Motels, eines, das Rodeway Inn, entpuppte sich als schönes, sauberes und angenehmes Motel, wo wir uns gleich wohl fühlten. Wie immer ging es dann erstmal zum Bier – man denke daran, dass ich eigentlich kein Bier trinke, aber seit ich entdeckt habe, wie fein die Mischung zwischen Grapefruit Jus und Coors light schmeckt, ist das das erste, was wir trinken. Ausser, wenn wir noch fahren müssen, dann gibt’s eine Lemonade – gekühlt herrlich zum trinken.

 

Und gerade ist mir noch in den Sinn gekommen: in Clarkston hat uns die Hotelrezeptionistin erzählt, dass sie öfter Berglöwen (Puma’s), Elche und Kojoten in der Stadt hätten………. Schade, dass wir die nicht gesehen haben, wobei ich allerdings auf eine nähere Begegnung mit den Pumas verzichten kann. Ich hoffte auf weitere Wildtiere, vorallem Kojoten, aber ausser Schlangen ist das ganze Wildlife irgendwie in die Berge gezogen. Ausser Schlangen – die gibt’s zuhauf. Schwarze, graue, silbriggrüne, kurze 20 cm lange und auch meterlange…. wir müssen immer aufpassen, dass wir nicht über sie fahren. Es könnte ja mal eine zubeissen und das wäre weniger schön. Wir wissen auch nicht, welche giftig sind und ob überhaupt.

 

Das Highlight des heutigen Tages…

 

…..nein, ist nicht der starke Wind, sondern die Big Horns, die wir völlig überraschend und ohne die übliche Ankündigung gesehen haben. Big Horns gleichen unseren Steinböcken. Interessant ist, wie die ohne Scheu stehen bleiben, uns anschauen und überhaupt nicht wegrennen. Das hatten wir schon im 2008 festgestellt, damals meinten wir zuerst, diese Tiere wären ausgestopft und vom Tourist Office von Golden neben der Strasse hingestellt worden. Aber nichts war, auch diese waren echt und absolut ohne Scheu.

 

Nun also, was uns gestern noch Bauchschmerzen gemacht hat, war die Wolke, die immer grösser wurde. Und zwar war es nicht eine Wetterwolke, es war eine Rauchwolke. Wir haben dann herausgefunden, dass es hinter den Hügeln wieder hat angefangen zu brennen. Und wie ich schon einmal erwähnt habe, hat es in den letzten Tagen auf der Strecke, die wir eigentlich fahren wollten, so fest gebrannt, Ihr habt die Bilder gesehen, dass sogar der Interstate 5 gesperrt werden musste. Auf diesem dürfen wir zwar eh nicht fahren, aber wir müssten einen Umweg machen, der mit dem Rad fast unmöglich ist oder jedenfalls viel zu viel Zeit kostet. Dann sind noch die beiden Faktoren ausschlaggend, was ist, wenn wir auf der Strecke sind und es fängt wieder an zu brennen? Durch die starken Winde werden die Feuer immer wieder angefacht. Und was ist mit der Gesundheit? Dieser Rauch, den wir zwar in Vancouver schon eingeatmet haben, ist sehr, sehr ungesund und entspricht den Folgen wie wenn wir starke Raucher wären. Aus diesen Gründen und weil wir gerne einiges in der Gegend noch anschauen möchten, haben wir uns entschlossen, nach 20 aktiven Tagen ohne Pause unsere Ruhetage zusammenzunehmen und mit einem Mietauto einige Sachen anschauen zu gehen, von denen wir nur gelesen haben, aber noch nie besuchten. Ich glaube, diese vier radlerfreien Tage dürfen wir uns gönnen. Es geht dann nachher nach dem Napa Valley wieder mit dem Velo weiter in der Hoffnung, dass es im Hinterland von SF in Richtung Santa Barbara waldbrandfrei wird. Wir fügen hier zwei Karten ein, wo ich mit gelb markiert habe, wo wir eigentlich fahren wollten, wo aber Waldbrände herrschten oder noch herrschen. Wir werden morgen die Strecke mal fahren und dann schauen, wie es aussieht. Auch auf den heutigen Bildern könnt Ihr Hügel erkennen, auf denen es jüngst erst gebrannt hat. Wahnsinn, oben hat es oft ein Haus, das aber verschont wurde. Leider ist das ja bekannterweise nicht immer der Fall….. wir werden in den nächsten Tagen den Mendocino Waldbrand aus nächster Nähe sehen können.